Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die guten Seiten des Schreibens

Es ist wohl an der Zeit, dass auch mal die schönen Dinge am Schreiben zur Sprache kommen. Zu den faszinierendsten Ereignissen gehört es, wenn sich eine Figur selbstständig macht. Das habe ich zunächst gar nicht für möglich gehalten, und als kitischige Wahnvorstellung abgestempelt. Ich war der Überzeugung, sowas passiert mir nicht, das wäre ja noch schöner, ich bin hier Chef im Ring ! Und ihr macht alle, was ich sage, sonst schreibe ich euch einfach raus ! Aber recht bald hat mich dann doch einer kalt erwischt, und das war natürlich Lennie Van Gelder. Wie sollte es anders sein. Er war die Figur, die mich am meisten überrascht hat.

Meine frühe Planungsphase war geprägt von eisigem Kalkül. Es dämmerte mir, dass, wenn das Buch überhaupt mal jemand kaufen sollte, ein männlicher Gegenpart für meine Heldin her musste. Etwas für ihren Zeitvertreib, sozusagen. Ich wollte aber keine Liebesgeschichte schreiben - die Vorstellung war mir nicht geheuer. Ich bin kein besonders romantischer Mensch, und ich wollte dieses Feld jenen überlassen, denen die triefenden Liebesschwüre nur so von der Zunge tropfen.
Also musste Plan B her. Wer war Cornelius Leopold Van Gelder ? Ein Schnösel sollte er sein, jemand, mit dem Rana sich ordentlich fetzen konnte. Er wurde aber kein Schnösel. Kaum saß er in Ranas Wagen, da hatte er schon etwas Flauschiges an sich. Dann fing er auch noch an, zu kochen. Und quatschte in jeder freien Minute vom Essen. Eine kulinarische Nervensäge. So war das nicht geplant. 

Ich ließ ihn gewähren - so wie auch alle anderen. Mir wurde flott klar, dass ich gar keine andere Wahl hatte. Man muss eine solche Dynamik geschehen lassen, und darf sich keine Gedanken darüber machen, ob das nun richtig so ist. Ob es verkäuflich ist, oder in ein gängiges Genre passt.....dieser ganze Käse ist Gift für die Kreativität. Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr Spaß bekam ich daran. Ich begann, genüsslich die Regeln zu brechen, die ich vorher analysiert hatte, und ließ mich zu immer dreisteren Einfällen verleiten.

So trippelte bald Philippe von Pardolot-Plourde auf die Bühne; dieser Pfingstochse von einem Minister. Kaum war er im Geschäft, ließ Giacomo der Kunstgurgler nicht mehr lange auf sich warten. Bevor ich ihn noch aufhalten konnte, gurgelte er schon inbrünstig seine Arie. Wenn man zu schreiben beginnt, muss man sich darauf einstellen, bald ungebetene Gäste zu bekommen, die sich - zu allem Überfluss - auch noch ziemlich wichtig nehmen.

Mit Isabelle von Canard ging es ähnlich. Ich hatte nie vor, ihr so eine große Rolle zu geben, geschweige denn ihren Anteil am Showdown. Sie hat sich das einfach herausgenommen, so wie für sie auch sonst alles selbstverständlich ist.

So schnell kann es gehen - man dreht dem Bildschirm auch nur einen Moment den Rücken zu, und schon benimmt sich das ganze Ensemble daneben.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Zähe Stunden...

In meinem letzten Post habe ich das Schreiben einen Kraftakt genannt. Warum habe ich das so empfunden ? Das Problem liegt in der Inspiration, oder besser gesagt, in ihrer Abwesenheit. Inspiration ist ein seltener Luxus. Klar, es gibt die guten Tage, an denen das Schreiben die reinste Fiesta ist: man fühlt sich gut, hat Zeit, einen freien Kopf, und die scharfsinnigen und witzigen Einfälle sausen nur so durch die Gegend. Man macht richtig gute Fortschritte. Das kann vorkommen. Doch diese Tage sind golden und selten.

Die meisten von uns haben auch noch ein normales Leben, mit dem sie sich rumschlagen müssen. Man muss arbeiten, oder lernen, oder beides, man zieht irgendwas Fieses aus dem Briefkasten, Familie, Freunde, Hamster wollen die Aufmerksamkeit, die ihnen zusteht (oder auch nicht). Man fühlt sich müde, leer im Kopf, hat keine Zeit mehr. Ideen hat man schon gar nicht. Mattscheibe. Man kann nicht verstehen, wie man sich am letzten Wochenende, als alles so gut lief und man in Hochstimmung war, in so eine Sackgasse schreiben konnte. Zumindest fühlt es sich wie eine Sackgasse an, um 2.00 Uhr nachts, mit einem neuen langen Tag vor sich.

Diese Tage sind in der Überzahl, und hier ist es enorm wichtig, die Nerven zu behalten. Man muss sich in seinem Projekt festbeißen wie Terrier mit Persönlichkeitsstörung. Man muss weiter machen. Ich bin kein Anhänger des beliebten Ratschlags, dass man "jeden Tag so und so viele Seiten schreiben sollte, egal wie schlecht und blöd das alles wird. Hauptsache, man hat etwas geschrieben."
Für mich persönlich ist diese Taktik kontraproduktiv. Wenn ich etwas schlechtes und blödes schreibe, alleine wegen schlechter Tagesform, ist das sehr schädlich für meine Motivation und mein Selbstwertgefühl als Schreiber. Einen besseren Nährboden für Selbstzweifel gibt es gar nicht, als einen schlampigen, stumpfsinnigen Text. Man gelangt schnell zu der - demoralisierenden - Fehleinschätzung, dass alles, was man sonst so tippt, genauso schlecht ist, und dann tippt man bald gar nichts mehr. 

Nein, ich kann diesen Ansatz, der in vielen sogenannten Schreibschulen und von erfolgreichen Autoren gepredigt wird, nicht gutheißen. Wenn er für jemanden funktioniert, dann ist das schön. Mir bringt er nichts. Allen, die ähnlich ticken wie ich, kann ich für die zähen Stunden nur eines raten: man darf den Kontakt zu seinem Projekt nicht verlieren; unter keinen Umständen. Für jeden Tag, den man sich nicht mit seiner Geschichte befasst, verliert man noch mehr Zeit, und es wird immer schwerer, wieder in den Erzählfluss zurückzufinden. Wie hält man also den Kontakt aufrecht ? Man muss gar nicht viel tun, man muss auch nichts halbherziges schreiben. Man sollte einfach jeden Tag eine Weile mit der Geschichte und ihrem aktuellen Stand verbringen. Sich in Ruhe die letzten Seiten, oder das letzte Kapitel durchlesen, das man geschafft hat. Das ist auch eine gute Gelegenheit für Korrekturen, denn dafür ist immer Bedarf. Ich habe noch Monate nach Abschluss der Arbeit am Buch Tippfehler entdeckt. Aber auch für künstlerische Korrekturen ist sowas gut. Man kann sich überlegen, ob an einer gewissen Stelle eine andere Formulierung besser finden würde; oder es fällt auf, dass man ein relativ ungewöhnliches Wort auf kleinem Raum mehrfach benutzt hat, wodurch es seine Wirkung verliert; etc. etc. 

Es gibt also immer etwas zu tun. Und auch wenn man nichts Halbherziges tippt, und obwohl man keine ersichtlichen Fortschritte macht, bleibt man doch sehr nah am Text. Man weiß genau, an welchem Punkt in der Erzählung man gerade steht, wie man da hingekommen ist und wie es weitergehen soll. Auf lange Sicht hat sich diese Arbeitsweise für mich bewährt.


Chronik des Wahnsinns Teil 4

Sobald man beschließt, ein Buch zu schreiben, muss mas sich gründlich mit seinem eigenen Schwachsinn auseinandersetzen. Der war bei mir gewaltig, nahezu idiotisch. Ganz am Anfang basierte er tatsächlich auf der blödesten Rechnung, die man machen kann : wenn es etwa eine Woche dauert, ein Buch zu lesen, kann es wohl kaum sehr viel länger dauern, eines zu schreiben. Heute kann ich mit nicht mehr erklären, welcher Teufel mich damals geritten hat; und es fällt mir nicht leicht, das in aller Öffentlichkeit zuzugeben. 

Ich entwickelte bald einigermaßen professionelle Ansätze. Ich analysierte Bücher, die mir gefielen. Ich investierte zahlreiche College-Blöcke, und schrieb meine Meinung zu Handlungen, roten Fäden, Figuren, Entwicklungen und Schauplätzen auf. Ich begann, meine eigenen Figuren detailliert zu entwefen, meine Handlung im Detail zu planen, ich brütete ein Konzept für jedes Kapitel aus. Ich kam etwa bis Kapitel 15. Weiter nicht. Ich plante mich ins Delirium; nur um später festzustellen, dass man nur bis zu einem bestimmten Punkt planen kann, bevor die Figuren ihren eigenen Weg gehen und die Geschichte eine Eigendynamik entwickelt.

Trotzdem fiel ich immer in dieselbe Falle. Auch als der Schreibprozess in voller Fahrt war, und ich es schon länsgt hätte besser wissen müssen, trug ich auf meinem Wandplaner blödsinnige, selbst erdachte Deadlines ein, die ich natürlich nie einhalten konnte. 
So utopisch diese Deadlines auch waren, letztendlich waren sie wahrscheinlich sogar nützlich. Sie gaben mir die Motivation und die Kraft, weiterzumachen. 
Das ist nicht zu verachten, denn das Schreiben ist ein Kraftakt, dessen Außmaße ich vorher nie für möglich gehalten hätte. Es bringt einen an seine Grenzen, vor allem an die, die man ums Verrecken nicht übertreten will. Das mag ein Klischee sein, aber es stimmt trotzdem.

Außerdem stellte ich Berechnungen über den Umfang des Textes an. Ich rechnete aus, wieviel Text nötig war, damit am Ende ein Buch dabei herauskommen würde. Ich rechnete um mein Leben. Diese Berechnungen waren letztendlich sogar zutreffend. Ein besonders künstlerischer Ansatz ist es allerdings nicht. 

Trotzdem war es hilfreich....wenn man das Schreiben erst einmal ernst nimmt, wird es schnell zu einem Strudel mit zerstörerischer Kraft. Man begreift, dass man sich mit seinen tiefsten Ängsten, seiner schwärzesten Trauer befassen muss, wenn man etwas Ehrliches zustande bringen will. Ich bin in meinem Text immer ehrlich gewesen. Wenn ich ihn nun lese, finde ich ihne gelegentlich sehr unversöhnlich. Bitterer, als ich im Sinn hatte. Aber aufrichtig. Da kann es tröstend und beruhigend sein, wenn man sich an etwas so Sachliches und Schnödes wie Zahlen klammern kann. Noch 25 Seiten, und dann ist es überstanden. Oder auch nicht.

Zum Schreiben eines Buchs gehört eine beträchtliche Portion Wahnsinn. Das war mir natürlich nicht klar, als ich damit anfing. Glücklicherweise, denn sonst hätte ich es niemals versucht. Ich hätte mir diesen Psychokrieg nicht angetan, und mich mit einfacheren, realistischeren Dingen beschäftigt. Rückblickend muss ich wohl irre gewesen sein, um das übehaupt durchzuziehen. Selbstverständlich bin ich trotzdem mächtig stolz darauf, durchgehalten zu haben. Daher habe ich diese Rubrik "Chronik des Wahnsinns" genannt. 


Chronik des Wahnsinns Teil 3

2009 war ein übles Jahr für mich. Persönlich stufe ich es als das zweitschlimmste Jahr nach 1992 ein, eine solide Silbermedaille. Aber 92 ist eine andere Geschichte.
Das Frühjahr von 09 war enttäuschend, der Sommer katastrophal, der Herbst deprimierend, der Winter ganz und gar unmöglich; bis zu dem Punkt, an dem eine grundlegende Veränderung unausweichlich war. Ab 2010 wurde es dann langsam besser.

In diesem verheerenden Sommer kam mir zum ersten Mal die erste Idee zu Rana. Es war nicht mehr als ein Bild, ein einziges Bild von einer jungen Frau mit schwarzen Locken, gebeutelt von der Hitze und dem Stillstand in ihrem Leben. Meine damaligen Umstände haben mit Sicherheit wesentlich dazu beigetragen. Das war alles. Sehr wenig. 

Diese Idee war absolut roh, Lichtjahre entfernt von der Geschichte, die daraus geworden ist. Ohne die leiseste Ahnung von der Arbeit, die damit verbunden sein würde. Ich tat auch nichts weiter; ich hatte Wichtigeres zu tun. Ich legte die Idee in eine Schublade in meinem Hirn, schloss dreimal ab, und hängte mir den Schlüssel um den Hals. Ich hatte die Vorahnung, dass mir etwas (für mich) Bedeutendes eingefallen war, aber das musste warten.

2010 und 2011 verbrachte ich damit, mich neu zu sortieren. Darin enthalten waren ein halbherziges Studium, und ein Umzug über 500 km Luftlinie nach Leipzig. Der war allerdings wichtig; neue Impulse sind immer gut. Man sollte zugreifen, wenn man welche bekommen kann. 

In schriftstellerischer Hinsicht waren diese Jahre geprägt von Neid. Ich möchte an dieser Stelle einmal richtig ehrlich sein und eine Lanze für den Neid brechen. An sich ist Neid eine miese Empfindung, verachtenswert, der Gipfel der Kleingeistigkeit. Aber er ist effektiv, eine treibende Kraft. Wenn man aus keinem anderen Grund seinen Hintern hochbekommt, kann man sich am Ende auf den Neid verlassen. 
Ich war neidisch bis zur Tobsucht, auf alle Autoren, die im Bereich des Jugendbuchs etwas gerisssen hatten. Neid findet in Form einer Kurve statt, die steigt und steigt, bis zum Moment des Platzens. Ein hochinteressanter Moment, wenn auch schmerzhaft. Es ist der Augenblick, in dem man sich über seine eigene Faulheit, Schlampigkeit, Erbärmlichkeit und  - vor allem - Feigheit bewusst wird. Es ist der Beginn einer Reise. Wenn man ganz brutal geplatzt ist, sitzt man auf dem Boden und guckt zur Decke. Und dann muss man sich die einzig wichtige Frage stellen: "Wenn du das alles so albern und schlecht findest, was sitzt du dann hier so dämlich rum ? Kannst du das besser ? Wohl kaum. Kannst du überhaupt irgendwas ? Du meinst also, du hast etwas zu erzählen ? "
Das ist die Frage, die bleibt. 

Der Neid öffnet alle Tore, gegen die man so verbissen ankämpft. Denn oft ist der Neid nur eine Barriere, die dazu dient, den eigenen Schmerz fernzuhalten. Die schlimmste Furcht, die man hat. Man begreift, dass man sich in die dunkelste Schlucht stürzen muss, die man sich vorstellen kann, wenn man etwas bewegen will. Egal, was dann passiert - man wird wohl kaum daran sterben. 

Es fühlt sich seltsam an. Etwas so Billiges wie Neid als Weg zur persönlichen Heilung. Aber so ist es nunmal passiert. In diesem Moment beschloss ich, meine Idee ernst zu nehmen. Ich würde versuchen, dieses verdammte Buch zu schreiben. Hauptsächlich, weil ich wissen wollte, ob ich es konnte. Ich hatte keine Ahnung, was vor mir lag. War wohl auch besser so. 


Chronik des Wahnsinns Teil 2

Im Frühjahr 2008 unternahm ich eine Zugfahrt vom Niederrhein nach Essen. Das ist keine attraktive Strecke, und die Aussicht ist nicht berauschend. Es gab viele Felder, von Raureif bedeckt, trist und voller Versprechungen. Während ich den Blick über diese Felder schweifen ließ, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich versuchen könnte, ein Buch zu schreiben.

Diesem Vorfall war der Todeskampf meines Laptops vorrausgegangen. Ich war damals mehr oder weniger abhängig von meinem Laptop. Nicht im Sinne von Facebook & Co; diese Netzwerke waren zu dieser Zeit (soweit ich weiß) erst in ihren Anfängen und bei Weitem nicht so populär wie heute. Aber mein gesamter Zeitvertreib beschränkte sich so ziemlich auf diesen Computer. Während des Ausfalls blieb mit nichts anderes übrig, als zu lesen. Das hatte ich, erstaunlicherweise, schon ewig nicht getan. 

Es war die Wiederentdeckung einer Liebe. Das Buch war Lian Hearn's "Das Schwert in der Stille". Das ist ein schönes, gutes Buch, sehr kreativ, ich kann es empfehlen. Aber im Grunde tut es nichts zur Sache. Ein anderer Titel hätte wahrscheinlich den gleichen Effekt bewirkt. Es war die Rückkehr zum Lesen selbst, die für mich von Bedeutung war. Und schon bald regte sich etwas im Morast meines Unterbewusstseins, und der Wunsch, selbst zu schreiben, reckte seinen gehörnten Kopf durch die Schlammschicht.

Und so bahnten sich während meiner Zugfahrt die Grundzüge einer Geschichte an. Alles war sehr vage, und mit Rana hatte es überhaupt nichts zu tun. Aber es war der Ansatz einer Abenteuergeschichte. Eines Nachts tippte ich einfach vor mich, die ersten drei Seiten oder so. Das letzte Aufbäumen meines Laptops kam mir zuhilfe. Ich begann, Ordner für das Projekt anzulegen, Notizen zu machen, Bilder zu sammeln. Im Großen und Ganzen sind das  keine erwähnenswerten Dinge, aber sie waren, in ihrer beschränkten, primitiven, unorganisierten Form, der erste Schritt zum Buch, das Jahre später enstehen sollte. Das wusste ich natürlich noch nicht. 

Die Geschichte, die ich damals im Sinn hatte, werde ich wohl nie schreiben. Aber wer weiß ? Ich nehme an, dass einzelne Elemente ihren Weg in die Fortseztungen von Rana finden werden. Wahrscheinlich aber erst im dritten Teil. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Immer noch. Im Grunde hört der Weg wohl nie auf.


Chronik des Wahnsinns Teil 1


Das "Projekt Rana" ist nun schon fünf Jahre alt. Manchmal fällt es mir schwer, das zu glauben - es ist schon schlimm, wie schnell die Zeit vergeht, und wie alt man sich an schlechten Tagen bei solchen Gedanken fühlt. Die eigentlichen Anfänge liegen allerdings noch weiter zurück (da fühlt man sich gleich noch älter...).

Mein Weg zur Schreiberei deckt sich wohl mit dem der meisten Autoren. Schon in der Schulzeit - der ich ansonsten nicht viel abgewinnen konnte - war alles, was mit Geschichten zu tun hatte, ein Highlight für mich. Wenn die Hausaufgabe im Schreiben einer Geschichte bestand, und meine Mitstreiter die Augen verdrehten, war für mich der Nachmittag gerettet.
Und so gehörte das Vorlesen des "Werks" am nächsten Tag zu den seltenen Gelegenheiten, an denen ich es für nötig hielt, mich im Unterricht verbal zu äußern. In anderen Fächern war ich eher wortkarg...
Aber meine Ausbrüche wurden meistens positiv aufgenommen, und so kam ich bald auf die Idee, wenn nach unseren Berufswünschen gefragt wurde, ein wichtigtuerisches "Lektorin" in den Raum zu werfen. Damals hatte ich natürlich noch keine Ahnung, was das überhaupt für ein Beruf ist - ich wusste nur, dass es mit Büchern zu tun hatte. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, "Autorin" zu sagen. Das war irgendwie unvorstellbar. Gehörte sich nicht, in einer trockenen und realitätsbewussten Beamtenfamilie. 

Rückblickend finde ich das bezeichnend. Ich wollte zwar etwas mit Büchern machen, aber es musste greifbar sein. Nur nicht zu hoch angesetzt. Im Prinzip habe ich schon damals um den heißen Brei gequatscht, und das sollte noch lange so weiter gehen. Das Berufsziel des Autors hat etwas Ungreifbares an sich, etwas Schwammiges, etwas Arrogantes. Es fühlte sich anmaßend an, so etwas ins Auge zu fassen. Nur die auserwählten schaffen das. 

Toll. Darauf, dass man erwählt wird, (von wem oder was auch immer) kann man lange warten. Es wird nie passieren. Wenn man selbst nicht den ersten Schritt macht, wartet man ein ganzes Leben. Irgendwann muss man sich zu seiner eigenen Arroganz bekennen und den Versuch starten. Auf Teufel komm' raus.


Lang lebe das Abenteuer...


Willkommen auf meinem Blog ;)
  
Hier werde ich mich über alles auslassen, was irgendwie mit meiner Geschichte zu tun hat.   

Es soll vor allem ein Blog über das Schreiben selbst werden, was an sich schon ein unerschöpfliches Thema ist. Es gibt wohl kaum einen anderen Beruf, bei dem man mit den geringsten Mitteln seiner Kreativität so freien Lauf lassen kann. Keinen Beruf, bei dem der Vorstellungskraft so wenige Grenzen gesetzt sind — im Prinzip nämlich gar keine. 


Aber es gibt wohl auch keinen anderen Job, bei dem man sich selbst so gut in den Wahnsinn treiben kann. Keinen, bei dem die geistigen und nervlichen Anstrengungen zu einer dermaßenen Dauerbelastung werden können. Denn wenn man so verwegen ist, ein Buch zu schreiben, hat man nicht für 8 Stunden Stress und kann dann abschalten. Man kommt an einen Punkt, an dem man überhaupt nicht mehr abschalten kann, weil man davon besessen ist, das Projekt voranzutreiben, bis es endlich, endlich, endlich fertig ist. Und das dauert lange. 

Man hat keinen Chef, und das ist auch besser so. Andererseits gibt es niemanden, den man um Rat fragen kann, man ist völlig auf sich allein gestellt. Und wenn man scheitert, oder das Projekt schleifen lässt, ist man ganz allein Schuld daran. Sonst ist ja niemand da.   

Es gibt kein Feld, in dem man so lange auf das sichtbare Ergebnis seiner Arbeit warten muss. Oft, wenn einem vor dem Schirm die Augen tränen und man nicht mehr denken kann, sind die Ziffern im Wortzähler des Schreibprogramms der einzige Beweis dafür, das man etwas geleistet hat. 

Beim Schreiben liegen die Freude über die Freiheit und die Panik vor der weißen Seite sehr nahe beisammen. Es ist also ein sehr abenteuerliches Unterfangen...aber keine Bange, es gibt auch genügend positive Aspekte. Z.B. das tolle Gefühl, das sich einstellt, wenn man ein Kapitel gut abgeschlossen hat, oder die Verwunderung darüber, dass eine Figur heimlich, still und leise ein Eigenleben entwickelt. Die Arbeit an einer Geschichte bleibt immer spannend...das hier wird also kein Nörgel-Blog werden ;))   

Was hilft beim Schreiben ? Mir hilft vor allem Musik auf den Ohren. Um Musik wird es hier sicher häufiger gehen, aber auch um Filme, Bilder, um alle Möglichkeiten des Erzählens.    


Und natürlich soll auch Ranas Geschichte im Mittelpunkt stehen. Hier seid vor allem Ihr da draußen gefragt:    


Wie findet ihr das Buch ? Was würdet Ihr gerne von einer Schreiberin erfahren ? Welche Themen interessieren Euch ? Habt Ihr Fragen, Anregungen, Gedanken, die Ihr loswerden wollt ? Immer her damit !   


Spannende Zeiten liegen vor uns...lang lebe König Célestin, und noch länger das Abenteuer ;)