Meine frühe Planungsphase war geprägt von eisigem Kalkül. Es dämmerte mir, dass, wenn das Buch überhaupt mal jemand kaufen sollte, ein männlicher Gegenpart für meine Heldin her musste. Etwas für ihren Zeitvertreib, sozusagen. Ich wollte aber keine Liebesgeschichte schreiben - die Vorstellung war mir nicht geheuer. Ich bin kein besonders romantischer Mensch, und ich wollte dieses Feld jenen überlassen, denen die triefenden Liebesschwüre nur so von der Zunge tropfen.
Also musste Plan B her. Wer war Cornelius Leopold Van Gelder ? Ein Schnösel sollte er sein, jemand, mit dem Rana sich ordentlich fetzen konnte. Er wurde aber kein Schnösel. Kaum saß er in Ranas Wagen, da hatte er schon etwas Flauschiges an sich. Dann fing er auch noch an, zu kochen. Und quatschte in jeder freien Minute vom Essen. Eine kulinarische Nervensäge. So war das nicht geplant.
Ich ließ ihn gewähren - so wie auch alle anderen. Mir wurde flott klar, dass ich gar keine andere Wahl hatte. Man muss eine solche Dynamik geschehen lassen, und darf sich keine Gedanken darüber machen, ob das nun richtig so ist. Ob es verkäuflich ist, oder in ein gängiges Genre passt.....dieser ganze Käse ist Gift für die Kreativität. Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr Spaß bekam ich daran. Ich begann, genüsslich die Regeln zu brechen, die ich vorher analysiert hatte, und ließ mich zu immer dreisteren Einfällen verleiten.
So trippelte bald Philippe von Pardolot-Plourde auf die Bühne; dieser Pfingstochse von einem Minister. Kaum war er im Geschäft, ließ Giacomo der Kunstgurgler nicht mehr lange auf sich warten. Bevor ich ihn noch aufhalten konnte, gurgelte er schon inbrünstig seine Arie. Wenn man zu schreiben beginnt, muss man sich darauf einstellen, bald ungebetene Gäste zu bekommen, die sich - zu allem Überfluss - auch noch ziemlich wichtig nehmen.
Mit Isabelle von Canard ging es ähnlich. Ich hatte nie vor, ihr so eine große Rolle zu geben, geschweige denn ihren Anteil am Showdown. Sie hat sich das einfach herausgenommen, so wie für sie auch sonst alles selbstverständlich ist.
So schnell kann es gehen - man dreht dem Bildschirm auch nur einen Moment den Rücken zu, und schon benimmt sich das ganze Ensemble daneben.

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